Kirchturmsanierung

Der Beginn

Der Orkan "Gerda" hat am 31.01.2004 das Dach des Kirchenschiffes an zwei Stellen abgedeckt, das Turmdach an einer Stelle. Nähere Untersuchugen ergaben einerseits fehlerhaftes Ziegelmaterial mit Durchrissen an den Gratziegeln sowie Ein- und Durchrisse an den Mörtelleisten.

In eine ersten Kostenzuammenstellung aller notwendigen Arbeiten wurde ein Gesamtbetrag von ca. 150.000 Euro ermittelt. Die Versicherung lehnt eine Kostenübernahme ab, mit der Begründung, dass die Schäden an den Gratziegeln und Flächenziegeln materialbedingt sind und somit ein versichertes Ereignis nicht gegeben ist.

Ein Gegengutachten hat nach Einschätzung des Bischöflichen Bauamtes wenig Aussicht auf Erfolg. Somit werden auf die Kirchengemeinde wiederum Kosten in erheblicher Höhe zukommen. Die denkmalschutzrechtliche Genehmigung ist beantragt. Sobald diese vorliegt, wird mit den Bauarbeiten begonnen.

Der Kirchturm wird umfassend saniert

Die Schadensaufnahme am Kirchturm von St. Moriz durch die Firma Seiltek im April 2007, die regelrecht „in den Seilen“ stattfand, bestätigte die gravierenden Mängel: alle Gratziegel in Richtung Nonnenhaus und in Richtung Neckar sind durch Einschlüsse und einhergehender Verwitterung stark beschädigt. Es gibt Abplatzungen, die auch einige Ziegel in der Fläche aufweisen, insbesondere im oberen Bereich des Kirchturmdaches.

Auf einer Seite hat sich das Mörtelbett gelöst und die Gratziegel heben sich auf einer Länge von drei Metern von der Dachkonstruktion ab. Der Umfang der Beschädigungen nimmt zur Dachkante hin ab. Geringere Schäden haben auch die von der Witterung abgewandten Dachflächen. Der Gutachter stellte fest, dass mit weiteren Schäden zu rechnen ist und ein dringender Handlungsbedarf besteht.

Austausch aller Gratziegel

Der Umfang der Sanierung wurde im Juni 2007 in einer gemeinsamen Besprechung mit Landesdenkmalamt und dem Bischöflichem Bauamt festgelegt. Alle Gratziegel werden ausgetauscht und die Flächenziegel im Anschlussbereich erneuert, ebenso alle Flächenziegel von der Turmspitze aus etwa zwei Meter abwärts. Erneuert werden auch alle sonstigen schadhaften Flächenziegel, wobei hier nur ein Austausch stattfindet und keine flächenhafte Umdeckung. Aufgrund der Steilheit des Kirchturmdaches werden die Gratziegel im Mörtelbett fest verlegt, um eine ausreichende Dichtigkeit auch bei extremen Witterungseinflüssen zu gewährleisten.

Auf Empfehlung des Landesdenkmalamtes werden Manufakturprodukte verwendet, die nicht wesentlich teurer sind als das Standardprodukt und davon auszugehen ist, dass ihre Qualität mit einer herkömmlichen industriellen Ausführung kaum erreicht werden kann. Baubegleitend zur Dachsanierung erfolgen auch noch die dringend erforderlichen Steinmetz-Arbeiten am Kirchturm. Der Kirchengemeinderat hat im September zudem auch noch einen Turmanstrich beschlossen.

Baugerüstaufstellung im September 2007

Aufgrund des erheblichen Arbeitsaufwandes kann auf ein Baugerüst nicht verzichtet werden. Mit dem Aufbau wurde am 18. September 2007 begonnen. Mit der detaillierten Schadensaufnahme durch die Firma Seiltek ergaben sich auch andere Kosten, die im letzten Bericht noch nicht genannt waren. Aktuell wird jetzt von Gesamtkosten in Höhe von rund 220.000 € (Brutto) ausgegangen. Die teuersten Positionen sind die Gerüstarbeiten mit ca. 48.000 € und die Dachdeckungsarbeiten mit ca. 73.000 €. Der Rest der Kosten verteilt sich auf Natursteinarbeiten, Putz- und Stuckarbeiten, Flaschner- und Reinigungsarbeiten, Arbeiten an der Blitzschutzanlage, Baunebenkosten und Kirchturmanstrich.

Als unverzichtbare Maßnahme zur Vermeidung von Schadensfolgen im Personen- und Sachbereich müssen die Arbeiten umgehend begonnen und zügig zum Abschluss gebracht werden. Dabei darf zum Schutz des Turmes das Gerüst nicht über den Winter hinweg stehen bleiben. Angesetzt ist eine Bauzeit von ca. 14 Wochen, so dass der Kirchturm von St. Moriz voraussichtlich bis Mitte Dezember wieder im neuen Glanz erstrahlt.

Kirchtumarbeiten im November 2007 und neue Kosten

Nachdem im September 2007 das Gerüst fertiggestellt war, konnte das Turmdach gründlich begutachtet werden. Nicht nur Dachziegel sind beschädigt und müssen ausgetauscht werden, sondern auch der Dachstuhl ist zu sanieren. Alle Dachlatten und vor allen auch wetterseitig gelegene Gratsparren sind zu erneuern. Hierzu wird derzeit das Turmdach abgedeckt. Unbeschädigte Ziegel werden auf dem Morizplatz zwischengelagert und nach der Dachstuhlsanierung zusammen mit den neuen Ziegeln wiederverwendet. Während der Sanierungsarbeiten verhindern wetterfeste Folien das Eindringen von Regenwasser in den Turm. Neben den Turmdacharbeiten werden auch Natursteinarbeiten durchgeführt. Vor allem die Neuverfugung der wetterseitigen Turmgiebel und Ausbesserungarbeiten an den Gesimsen kamen zur Turmdachsanierung hinzu. Aufgrund dieses weitergehenden Sanierungsbedarfs sind alle bisherigen Kostenangaben hinfällig.

Dezember 2007/ Januar 2008

Nachdem der Dielenbelag der oberen Glockenkammer entfernt war, konnten die Sparrenfußpunkte, die (hölzerne) Mauerschwellen und die Deckenbalken des Glockenstuhls genauer betrachtet werden. Die umlaufenden (hölzernen) Mauerschwellen und einige Dachbalken wurden bei der zurückliegenden Sanierung unterseitig und seitlich in Beton "gegossen". Diese Ummanntelung hatte und hat zur Folge, dass die eingebetteten Hölzer großflächig verfault sind. Neben Dachziegel und Gratsparren muss nun auch die dachstuhltragende Holzunterkonstruktion (Sparrenfußpunkte, Schwellen) aufwendig saniert werden. Mit diesen Arbeiten wurde bereits begonnen, ein Sparrenfußpunkt ist bereits fertiggestellt. Für die Sanierung der Holzunterkonstruktion muss auch der Glockenstuhl des Scheideglöcklein vorübergehend abgebaut werden.

März/ April 2008

Der Kostenrahmen von 488.000 € kann wohl doch noch eingehalten werden, insbesondere weil Mehrkosten bei den Auflagern durch geringeren Sanierungsbedarf bei den Gratsparren ausgeglichen werden. Des Weiteren folgender Stand: Die Dachlattung ist angebracht, die neuen Ziegel sind geliefert. Die Dachdeckerfirma Gabur hat bereits mit der Eindeckung des Kirchturmdaches begonnen. Begleitend verlaufen die Flaschnerarbeiten. Läuft alles glatt, wird das Gerüst in der letzten Maiwoche abgebaut.

Mai/ Juni 2008

Mittlerweile werden die Dachziegel wieder angebracht, z.T. neu angefertigt in einer Manufaktur für historische Dachziegel. In die Turmkugel werden wir – wie schon bei den Renovierungen im 18. Jahrhundert und zu beginn der 80-iger Jahre des letzten Jahrhunderts – eine Kapsel mit Urkunden, Dokumenten und Münzen legen. Ebenso werden wieder die Reliquien des hl. Mauritius, die im Bischofshaus neu gesiegelt werden, in der Turmspitze ihren Platz finden.

Juli 2008

Die Gerüste sind gefallen und unser altehrwürdiger Kirchturm erstrahlt im neuen Gewand. Das golden funkelnde Morizle auf der Spitze, das glänzende neue Dach und die frischgestrichenen Turmmauern lassen ihn wie neu erscheinen. Dabei ist Vieles von dem, was gemacht werden musste, von außen gar nicht sichtbar.

Auch die Finanzierung ist mittlerweile geregelt und wir danken dem Bischöflichen Ordinariat, der Stadt Rottenburg und dem Landesdenkmalamt schon jetzt für ihre finanzielle Unterstützung dieser knapp 500.000 € kostenden Sanierung. 30.000 € müssen wir als Spenden von der Gemeinde aufbringen. Viele Spenden sind schon eingegangen, wofür wir herzlich Vergelt’s Gott sagen; viele müssen aber noch eingehen, worum wir herzlich bitten.



Bilder vom Turmdach und vom Verlauf der Sanierungsarbeiten:

Bilderserie 6 Bilder von der festlichen Statio und dem Dankgottesdienst
am 29. Juli 2008, anlässlich des Abschlusses der Sanierungsarbeiten

Bilderserie 5 Beim Turmdach-Benefiz wurde eine virtuelle Turmbesichtigung geboten,
diese Tour ist hier als Web-Album eingestellt

Bilderserie 4 Schadensbilder Turmdachstuhl

Bilderserie 3 Schadensbilder vom Turmdach
Bilderserie 2 Erste Begutachtung aus der Nähe und schöne Aussichten

Bilderserie 1 Bilder von der ersten Schadensaufnahme durch die Fa. Seiltek